Jede Beziehung – ob in Partnerschaft, Familie oder im Beruf -, erfordert, dass wir uns auf andere Menschen einlassen und mit ihnen einen gemeinsamen Weg finden. Was verhilft uns zu dieser Gemeinschaft, wie wird man ein „gutes Team“? Wie sieht das im Sport aus oder in einer Klostergemeinschaft? Was braucht es in der Arbeitswelt, was in der Kultur oder in einer Stadtgesellschaft?

Was haben eine Eishockey-Profimannschaft, die Augsburger Stadtgesellschaft und Knabenchor gemeinsam?

Um diese spannenden Fragen drehte sich die Podiumsdiskussion der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen (EFL) der Diözese Augsburg unter Moderation von Ulrich Bobinger, Leiter der diözesanen Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Medien, im Augsburger Haus St. Ulrich. Experten und –innen aus Kultur, Sport, Kirche, Gesundheit und Verwaltung teilten dabei ihren Erfahrungsschatz mit dem Publikum. Was haben eine ausgewählte Eishockey-Profimannschaft und die gesamte Augsburger Stadtbevölkerung gemeinsam? Wo gibt es Ähnlichkeiten bei der zeitlich begrenzten Verweildauer in einem Knabenchor und der lebenslangen Gemeinschaft im Kloster? Das Credo der Expertinnen und Experten auf dem Podium lautete: Für ein gutes Team braucht es Vielfalt, Wertschätzung und nicht zuletzt Rhythmus.

Gemeinsam aus der Krise im Profi-Sport

„Wir brauchen erfahrene Spieler, wir brauchen junge Spieler und auch ein verletzter Spieler kann sich als Teil des Teams einbringen“, erklärte Maximilian Horber, Geschäftsführer des AEV – Augsburger Panther. In dieser Vielfalt erkämpfte sich das Eishockey-Team zum Ende der vergangenen Saison den Klassenerhalt, wobei nicht zuletzt der verletzte erfahrene Spieler seine Kollegen kontinuierlich im Hintergrund motivierte. Überhaupt seien viele Einzelgespräche mit den Spielern geführt worden, denn „sie befinden sich in verschiedenen Lebenssituationen“, so Horber. Der eine sei zum Beispiel gerade Vater geworden, der andere genieße das lockere Singleleben. „Kommunikation ist der Schlüssel, fachliche Kompetenz und der Faktor ‚Mensch‘, also wie passt er in das Team“, bringt Horber seine Erfolgs-Formel für ein gutes Team auf den Punkt.

Hierarchien und Gemeinschaftsgeist im Spannungsfeld

Hierarchien sind in der Struktur notwendig, waren sich Horber und Martin Schenkelberg, Sozialreferent der Stadt Augsburg, einig. „Aber es gibt keine Hierarchien in der Menschenwürde, in der Geltungskraft einer Person“, betonte Schenkelberg den wichtigen Aspekt der gegenseitigen Wertschätzung. Die bunte Stadtgemeinschaft benötige Spielregeln im Zusammenleben. Und sie solle mehr sein als nur Wohn- oder Arbeitsort, „nämlich ein Ort der eigenen Identität“, so Schenkelberg weiter, „die Herausforderung ist es, den Gemeinschaftsgeist herauszukitzeln.“ Wiederkehrende Feste in den Stadtteilen oder im Zentrum hätten diese Wirkung, genauso wie das gemeinsame Fiebern um den Erfolg des AEV. Aber auch als Schicksalsgemeinschaft beweise sich die Augsburger Stadtgesellschaft immer wieder, ob in der Corona-Pandemie oder in der Energie-Krise.

Erfahrungen weitergeben

Gegenseitige Unterstützung erlebt auch Stefan Steinemann, Domkapellmeister der Augsburger Domsingknaben, in seinem jungen Team. Alle zwei Jahre gibt es eine komplette Durchmischung im Knabenchor. Trotzdem bleibe der gemeinsame homogene Klang das Ziel. „Die Jungs geben aufeinander acht. Die Älteren geben ihr Wissen weiter“, nennt Steinemann einen Faktor des anhaltenden Erfolgs der Domsingknaben. Und Teambildung passiere auch jenseits der Notenblätter, zum Beispiel auf den gemeinsamen Fahrten.

Das Team lebt von Rhythmen – und jeder einzelne auch

Nicht zuletzt spielt der Rhythmus eine wichtige Rolle für ein Team. Im Chor sei dies die Abwechslung zwischen der Euphorie beim Konzert und der Ruhe der Sommerferien. Aber der Rhythmus kann noch tiefer liegen: „Wo seid ihr Team und wo arbeitet jeder für sich?“, benannte Supervisorin und Psychotherapeutin Angelika Hauser die beiden grundlegenden Pole und damit die Kernfrage für jedes Team. „Wieviel Team braucht es eigentlich?“ laute eine weitere berechtigte Frage in der Arbeitswelt, so Hauser, angesichts manch endlos erscheinender Teamsitzung. „Das Team lebt von Rhythmen – wie auch der einzelne im Team“, berichtete Abt Theodor Haussmann OSB, Abtei St. Stephan Augsburg. „Es gibt Zeiten, das pralle Leben zu genießen und Zeiten mich zu reduzieren und zurückzunehmen“, so Haussmanns Erfahrung aus dem Klosterleben. „Die Gemeinschaft lebt davon, dass jeder für sich können muss, aber zusammenstehen will.“ Wer Mitglied in einer Klostergemeinschaft werden möchte, müsse sich der paradox anmutenden Frage stellen: „Kannst Du für Dich stehen, kannst Du alleine leben?“. „Nur wer mit sich gut leben kann, kann mit anderen gut zusammen leben“, lautete die Erfahrung des langjährigen Abtes zum Thema Team.

Spielerisch angereichert wurde die facettenreiche Podiumsdiskussion, die ihrerseits am Ende mit großem Applaus der zahlreichen Besucherinnen und Besucher gewertschätzt wurde, durch das Improtheater „Spieltrieb96“.

Zur Podiumsdiskussion eingeladen hatten die Psychologische Beratungsstelle für Ehe-, Familien-, Lebensfragen (EFL) der Diözese Augsburg im Rahmen ihres 50-jährigen Jubiläums sowie die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) des Bistums Augsburg und die Ehe- und Familienseelsorge Augsburg.

(Fotos: EFL/I. Dammer)